Ideenkongress

Kleine Städte

Kleine Städte gelten weithin als homogen, überschaubar und statisch. Bücher, Filme und Medien greifen diese Eindrücke gern auf. So präsentieren sich Kleinstädte über ihr Stadtmarketing bevorzugt als beschauliche Wohnorte für Familien oder als lebenswerte urbane Alterswohnsitze für die „Best Ager“: Hier kennt jeder jeden, kann sein Lebensumfeld selbst gestalten, hat kurze Wege, eine bessere Versorgung als in den Dörfern, und für wenig Geld gibt es viel Platz. Aus der Belletristik, aus Filmen und den Wochenzeitungen kennen wir aber auch ganz andere Darstellungen: Kleinstädter sind Kleinbürger, hier ist es geistig besonders eng, es fehlt an kreativem Potenzial, und die soziale Kontrolle ist hoch. Welches Bild stimmt – oder stimmen beide nicht? Oder ist es (doch) in jeder kleinen Stadt anders? Diese wirkmächtigen Schwarz-Weiß-Vorstellungen über kleine Städte werden wir auf dem Ideenkongress aufbrechen und mit anderen Farben und Nuancen bereichern.

Im kleinstädtischen und ländlichen Alltag gibt es aber noch ganz andere Themen, die die Menschen vor Ort bewegen. Dazu gehören zum Beispiel Gemeindegebietsreformen, die schon in den 1970er Jahren als probates Mittel galten, finanzielle Engpässe vor Ort auszugleichen und Verwaltungen effizienter aufzustellen. In den 2000er Jahren entstanden mit ganz ähnlichen Begründungen in vielen Teilen der neuen Bundesländer Flächengemeinden, die in ihrer Ausdehnung viele Großstädte in den Schatten stellen. Aus wissenschaftlicher und praktischer Perspektive werden wir die Legitimationsgründe und Folgen von Gemeindegebietsreformen beleuchten: Welchen Einfluss hat die Eingemeindung immer weiterer Dörfer auf die Handlungsspielräume kleiner Städte? Was bedeuten sie für die Lokalpolitik, wie wirken sie sich auf die Identifikation der Menschen mit ihrem Wohnort aus, und wie können solche „verländlichten“ Städte ihre Ankerfunktion für die Region erfüllen?

Der Themenraum „Kleine Städte“ wird in Kooperation mit dem Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig entwickelt. Verantwortlich für die Konzeption des Themenraums sind Dr. Tim Leibert, Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig, Dr. Annett Steinführer, Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig, und Alexandra Tautz, Referentin für die Enquetekommission „Zukunft der ländlichen Regionen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels” in der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag.

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